Zum Volkstrauertag
15.11.2020Der diesjährige Volkstrauertag ist ein anderer. Corona hat uns schwere Prüfung auferlegt und – wie es vielfach heißt – vor „eine der größten
Herausforderungen seit Ende des
Zweiten Weltkrieges“ gestellt.
Darum sollten wir in diesem Jahr ein Augenmerkt auf das Jahr 1945 legen. Dieser Rückblick hilft gegebenenfalls, die eigene Sicht auf die aktuelle Situation zu verändern und historisch einzuordnen. Knapp 7% unserer Bürgerinnen und Bürger sind 80 Jahre und älter. Viele von ihnen berichten, wie vergleichsweise begrenzt die Corona-Krise ist.
Corona verhindert heute ein öffentliches Gedenken. Ich werde gemeinsam mit Dekan Josef Fischer und Andreas Güntter ohne Beteiligung der Öffentlichkeit den Verstorbenen ihre Ehre erweisen und die Kränze in aller Stille niederlegen.
Liebe Bürgerinnen und Bürger, Sie haben sich an ein Leben in Freiheit, Demokratie und Frieden gewöhnt. Leider verflüchtigt sich die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und das Wissen über die zerstörerische Natur von Nationalismus und
Protektionismus. Der Verlust
der Erinnerung ist eines der schwersten und
heimtückischsten Übel unserer Zeit. Niemand sollte einen Krieg überlebt oder die Willkür einer Diktatur erlebt haben müssen, um die Friedenskraft und die Rechtsstaatlichkeitsgarantie der Europäischen Integration wertzuschätzen. Diktaturen und Kriege brechen nicht aus. Sie werden gemacht! Sie werden gemacht durch das Schaffen von Feindbildern, durch autoritärere Denkmuster, durch Propaganda.
Frieden, Freiheit und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit! Diese Einsicht müssen wir an die nächsten Generationen weitergeben. Eben auf jene, auf die es morgen ankommt.
„Es gibt nur zwei Tage in deinem Leben, an denen du nichts ändern kannst. Der eine ist gestern und der andere ist morgen.“ (Dalai Lama)