„Ernüchternd, hochinteressant“ und verbunden mit „viel Spaß“, so umschreibt Jürgen Roth im Interview mit unserer Zeitung die ersten 100 Tage im Amt, die er an diesem Mittwoch erreicht haben wird. War er zuvor ebenfalls im Schwarzwald-Baar-Kreis Bürgermeister der Gemeinde Tuningen gewesen, die drei Kirchen, eine Grundschule, ein wenig Gewerbe und keine 3000 Seelen zählt, steht er seit Neujahr dem Oberzentrum vor. Plötzlich wurde für ihn alles nach oben skaliert: 45 Kirchen quer durch viele Glaubensrichtungen und alle neun Ortsteile, 49 Schulen – darunter 20 Grundschulen, schier unzählige Unternehmen und mehr als 85.000 Einwohner. Eine historische Altstadt und eine Studentenstadt, Baden und Württemberg und eine zumindest als herausfordernd zu bezeichnende kommunalpolitische Gemengelage gehören dazu. Trotzdem startete Roth selbstbewusst: „Ich kann Bürgermeister“, hatte er schon im Wahlkampf behauptet. 100 Tage später muss sich der heute 56-Jährige daran messen lassen.
Drei Themen sind ihm besonders wichtig: Straßen, Kindergärten und Wohnen. Daran hapert es in Villingen-Schwenningen. Und obendrein will er die Verwaltung sanft umbauen. Die Steuerung großer Planungsprojekte und die Betreuung bedeutender Investoren erklärte Roth zur Chefsache. Genau wie die Zentralisierung der bei elf Standorten total verzettelten Verwaltung. „Wer irgendwelche Fantasien hat, das geht so weiter, der ist völlig irre“, ist Roth überzeugt und will Struktur reinbringen.
Harte Kante gegen das Kirchturmdenken